Wie mit Bitcoin-Mining Müllprobleme gelöst und die Ozeane vom Plastik befreit werden könnten
Die Integration von Bitcoin - Mining -Anlagen in Mülldeponien hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Verschiedene Konzepte, bei denen das Methangas in Strom für die ASIC - Miner umgewandelt wird, bieten nachweislich wirtschaftliche Vorteile für die Betreiber und wirken sich durch die Reduzierung von Emissionen auch positiv auf Umwelt und Gesellschaft aus.
Neben der Verwertung des Deponiegases experimentieren verschiedene Unternehmen zunehmend mit der Umwandlung von festen und flüssigen Abfallprodukten in Strom für das Bitcoin-Mining. Blocktrainer.de berichtete bereits über die Kooperation der Unternehmen Reformed Energy und Riot Platforms, die mit dem Verfahren der Plasmavergasung Abfall durch starke Erhitzung unter anderem in synthetisches Gas umwandeln und damit die Stromgeneratoren für die Mining-Anlage antreiben.
Eine weitere vielversprechende und nachhaltige Methode zur Wiederverwertung von Kunststoffen, mit der fossile Ressourcen geschont, Abfall reduziert und Energie – unter anderem fürs Bitcoin-Mining – produziert wird, ist die Depolymerisation.
Depolymerisation
Bei einem patentierten Recycling-Verfahren, das auf dem gezielten chemischen Prozess der Depolymerisation beruht, werden spezifische Kunststoffabfälle, wie Autoreifen oder Plastikmüll, in ihre Grundbausteine zerlegt – beziehungsweise die langen Polymerketten in kürzere Kohlenwasserstoffmoleküle, die sogenannten Monomere, gespalten. Dies geschieht durch die Erhitzung unter kontrollierten Bedingungen, wobei der Temperaturbereich zum Beispiel mit 200 bis 400 Grad Celsius deutlich moderater ist als beim Plasma-basierten, mehr als 5.000 Grad heißen Prozess der Plasmavergasung. Die Zugabe von bestimmten Katalysatoren kann die Reaktionstemperatur der Stoffe bei der Spaltung und somit den Energiebedarf verringern und den Prozess effizienter machen.
Während bei der Plasmavergasung die Priorität auf der energetischen Nutzung liegt und gemischter Abfall verwertet und komplett zersetzt wird, ist die Depolymerisation nur für bestimmte Kunststoffe geeignet, wobei die chemische Struktur der Moleküle erhalten bleibt. Dies soll die Wiederverwertbarkeit maximieren und nutzbare Produkte schaffen, wie qualitativ hochwertige Rohstoffe für die Weiterverarbeitung oder verschiedene Brennstoffe und Gase, mit denen auch Stromgeneratoren betrieben werden können. Gleichzeitig reduziert dieses Verfahren die Umweltbelastungen und den Energieverbrauch beim Recycling. Es sei ineffizienter, umweltschädlicher und ressourcenintensiver, wenn man die Kunststoffe einfach verbrennen oder deponieren würde, heißt es in dem Patent des Verfahrens .
So werden bei der Depolymerisation Abfälle auf nachhaltige Weise als Energiequelle nutzbar gemacht und in Verbindung mit einer Bitcoin-Mining-Anlage in Bitcoin umgewandelt. Dies führt gleichzeitig zu einer Reduzierung der Belastung der Mülldeponien, der Energiekosten und der Emissionen.
Erste Tests mit Autoreifen
Die US-amerikanischen Unternehmen Hy-Poly-Recycling und Trend Discovery haben sich mit dem Mining-Unternehmen Kratos Digital Mining zusammengeschlossen, um die Integration des Bitcoin-Minings in das Verfahren zu testen.
Kratos, von Britt Swann und Dan Koehler, engagiert sich bereits in anderen nachhaltigen Bitcoin-Mining-Projekten und setzt sich aktiv für die Förderung der ESG-Aspekte von Bitcoin ein. Über die beiden anderen Unternehmen ist nicht viel bekannt. Der Gründer von Hy-Poly-Recycling, Adam Brosten, war temporär Inhaber der Rechte an dem besagten Patent.
In der Anlage nutzen die Unternehmen geschredderte Autoreifen, die in einem Kessel erhitzt und in ihre Bestandteile aufgespalten werden. Gase und Flüssigkeiten wandern durch verschiedene Rohre, Pumpen, Kondensatoren, Kühlsysteme und Kompressoren und werden getrennt voneinander gesammelt.
Die Produkte aus den Autoreifen sind recycelter Stahl und recyceltes Gummi, die für die Herstellung neuer Produkte verwendet werden können, sowie aerosolisiertes Gas und Dieselgas. Diese Gase können energetisch genutzt werden, etwa als flüssiger Brennstoff oder gasförmige Substanz zur Energieerzeugung, in Generatoren, in industriellen Prozessen oder zur Unterstützung des Recyclingprozesses selbst. In diesem Fall treibt das aerosolisierte Gas Propan die Generatoren für die gesamte Recycling-Anlage und die Bitcoin-Miner an.
Die Emissionen, die der Generator dabei abgibt, sind unter Nutzung von bestimmten Filteranlagen fast vernachlässigbar – vor allem, wenn man die Umweltbelastungen durch die Entsorgung der Abfälle auf einer Deponie oder sogar im Ozean den recycelten Produkten und der effizienteren Energie- und Ressourcen-Nutzung durch die Wiederaufbereitung der Abfälle gegenüberstellt. Letztlich werden auf eine wirtschaftliche und ökologische Art und Weise Produkte und Energie geschaffen sowie Abfall und Emissionen reduziert.
Eine Chance für die Ozeane?
Nach der Testphase wollen die Unternehmen das Verfahren erweitern beziehungsweise skalieren und mit ihrem Wissen andere Projekte unterstützen. Theoretisch lässt sich das Konzept an diverse Gegebenheiten anpassen, und es könnte beispielsweise auch auf einem Schiff umgesetzt werden, um das Müllproblem in den Ozeanen gezielt zu bekämpfen.
Dabei kann ein nahezu geschlossener Kreislauf entstehen: Kunststoffabfälle werden aus dem Meer geborgen und in den Kessel gegeben. Der Recyclingprozess erzeugt Diesel, der als Treibstoff für das Schiff genutzt wird, sowie Propan, das die Stromgeneratoren für Bitcoin-Miner antreibt. Diese Miner schaffen mithilfe von Satelliteninternet finanziellen Wert, der in das Projekt zurückfließt und die laufenden Kosten deckt. Die Abwärme der Mining-Geräte wird zusätzlich genutzt, um die Kunststoffabfälle vor ihrem Eintritt in den Kessel zu trocknen.
Sobald wir die Maschine mit den gesammelten Rohstoffen laufen lassen, wird sie zu einem Perpetuum Mobile, das von Bitcoin gespeist wird.
Brad Hoagland, Gründer von Trend Discovery
Ob sich die Theorie jedoch auch praktisch umsetzen lässt, müssen weitere Versuche zeigen.
Umweltfreundlichkeit vom Bitcoin-Mining
Die Integration des Bitcoin-Minings in den Depolymerisationsprozess ist ein weiterer Beleg für den Nutzen und die umweltfreundlichen Aspekte von Bitcoin. Gleichzeitig stärkt sie die sich wandelnde, zunehmend positivere Wahrnehmung des Minings in der Öffentlichkeit.
Die Monetarisierung der aus Kunststoffabfällen gewonnenen Energie durch Bitcoin-Mining schafft zusätzliche finanzielle Anreize für den Umweltschutz. Sie macht es zugleich wirtschaftlich unattraktiver, Abfälle weiterhin unsachgemäß zu entsorgen.
Kunststoffabfälle, die andernfalls auf Deponien oder in den Ozeanen landen und dabei finanzielle, gesellschaftliche sowie ökologische Kosten verursachen, werden durch diese energetische Recycling-Methode zu wertvollen Rohstoffen und Energiequellen. Das Konzept könnte es finanziell attraktiv machen, Kunststoff aus den Meeren zu bergen oder Mülldeponien schrittweise zu recyceln und die gewonnenen Ressourcen in Bitcoin zu transformieren. Gleichzeitig trägt es nachhaltig zur Reduzierung von Emissionen und weiteren Umweltbelastungen bei – was letztlich mehr als nur ein willkommener Nebeneffekt ist.
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