Gary Gensler verlässt US-Börsenaufsicht im Januar!
Wie die US-amerikanische Securities and Exchange Commission ( SEC ) heute in einer Pressemitteilung bekannt gab, wird Gary Gensler, der amtierende Vorsitzende der Behörde, sein Amt am 20. Januar 2025 niederlegen. Dieser Schritt kommt allerdings nicht völlig überraschend: Bereits in den letzten Tagen gab es Spekulationen über einen möglichen Rücktritt – Blocktrainer.de berichtete . In einer Rede hatte Gensler Andeutungen gemacht, die als Hinweis auf einen bevorstehenden Rückzug interpretiert wurden.
Ich danke Präsident Biden, dass er mir diese unglaubliche Verantwortung anvertraut hat. Die SEC hat unseren Auftrag erfüllt und das Gesetz ohne Furcht und Gefälligkeit durchgesetzt. Die Zusammenarbeit mit meinen Kollegen, […] hat mir viel Freude bereitet. Mein Dank gilt auch dem Kongress, meinen Kollegen in der gesamten US-Regierung und den anderen Regulierungsbehörden in aller Welt.
Gary Gensler, scheidender SEC-Vorsitzender
Ein polarisierender Vorsitzender
Genslers Amtszeit als 33. Vorsitzender der SEC begann im April 2021 und war von Beginn an von intensiven Debatten geprägt. Während der ehemalige Goldman-Sachs-Banker und MIT-Dozent von vielen als ein erfahrener Regulierer mit klaren Zielen angesehen wurde, blieb sein Wirken insbesondere in der Bitcoin - und Krypto-Community hoch umstritten. Er war eine prägende, aber eben auch stark polarisierende Figur an der Spitze der SEC.
Gensler positionierte sich klar gegen unregulierte digitale Vermögenswerte und leitete weitreichende Klagen gegen große Krypto-Börsen wie Kraken und Coinbase ein. Dabei verfolgte er die Strategie, digitale Token – mit Ausnahme von Bitcoin – als Wertpapiere einzustufen. Dies brachte ihm von Krypto-Unternehmen heftige Kritik ein, da viele den Mangel an klaren Regeln und Vorgaben für die Branche bemängelten. Im Bitcoin-Lager wurde diese Unterscheidung zwischen „Bitcoin und dem Rest“ natürlich etwas wohlwollender aufgenommen.
Darüber hinaus konnte Gensler auch einige weitere Erfolge verzeichnen, die ihn bei Bitcoin-Befürwortern teilweise rehabilitierten. So gilt er beispielsweise als entscheidende Figur hinter der Zulassung der ersten US-amerikanischen Bitcoin-Spot-ETFs im Januar dieses Jahres, einem Meilenstein für die Akzeptanz von Bitcoin in den traditionellen Finanzmärkten und wohl einer der Haupttreiber für die aktuellen Höchststände. Die Bewertungen seiner Amtszeit bleiben dennoch gespalten. Der neu gewählte US-Präsident buhlte mit der Drohung, Gensler nach seinem Sieg entlassen zu wollen, sogar (teilweise erfolgreich) um Wählerstimmen.
Wer kommt nach Gensler?
Mit dem Rücktritt von Gary Gensler richtet sich der Blick auf die potenziellen Nachfolger. Insbesondere Hester Peirce, bisheriges Mitglied der SEC-Kommission und langjährige Kritikerin von Genslers Krypto-Politik, gilt als aussichtsreiche Kandidatin. Peirce, in der Community auch als „Crypto Mom“ bekannt, hat sich in den letzten Jahren durch ihre progressive Haltung zur Regulierung von Bitcoin und anderen digitalen Vermögenswerten einen Namen gemacht. Sie setzt sich für klare, innovationsfreundliche Regeln ein und kritisierte wiederholt die von Gensler bevorzugte Strategie der „Regulierung durch Durchsetzung“, die ihrer Meinung nach Unternehmen und Investoren gleichermaßen verunsichere. Sollte Peirce den Vorsitz übernehmen, könnte dies eine deutliche Kurskorrektur in der SEC-Politik bedeuten. Ob Peirce den Posten tatsächlich bekommt, ist jedoch unklar. Seitens der Behörde gibt es bisher keine entsprechende Stellungnahme.
Trotz der massiven Kritik an Gary Gensler darf nicht übersehen werden, dass er während seiner Amtszeit konsequent darauf bedacht war, Anleger vor Betrug und Marktmanipulation zu schützen – Probleme, die im Krypto-Sektor zweifelsohne allgegenwärtig sind. Gerade in einem Markt, der durch intransparente Strukturen, massig dubiose Projekte und fehlende Rechenschaftspflichten geprägt ist, setzte Gensler klare Signale gegen unlauteres Verhalten. Seine harte Linie mag für viele Unternehmen und Krypto-Projekte unbequem gewesen sein, doch sie war auch ein Versuch, dem Wildwuchs der Branche Einhalt zu gebieten. Die Unterscheidung zwischen „Bitcoin“, einem wahrlich dezentralen Netzwerk und „Krypto“, dem zentral gelenkten Rest des Marktes, war in jedem Fall richtig und wichtig.
So bleibt letztlich die Frage, ob ein zu lascher Regulierungsansatz, wie ihn einige seiner Kritiker fordern, letztlich nicht genau das Gegenteil bewirkt: Nämlich Betrügern und zwielichtigen Akteuren Tür und Tor zu öffnen. Gensler war womöglich nicht der beste Vorsitzende für die komplexen Herausforderungen des Krypto-Marktes, doch mit Sicherheit war er auch nicht der schlechteste.
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