OCEAN präsentiert das DATUM-Protokoll
Der Ende November 2023 gegründete non-custodial Mining -Pool OCEAN hat ein eigenes Protokoll namens DATUM vorgestellt. Bitcoin - Miner erhalten mit dem Protokoll wieder die direkte Kontrolle über den Blockbildungsprozess und damit die Auswahl der Transaktionen. Damit erreicht OCEAN ein weiteres Etappenziel bei der von dem Pool angestrebten „Dezentralisierung“ des Bitcoin-Minings.
Die ersten Mining-Pools und das Stratum-Protokoll
In der Anfangszeit des Bitcoin-Netzwerks konnte man auf dem eigenen Desktop-Rechner mit einem Klick am Mining-Prozess teilnehmen. Mit dem Wachstum des Netzwerks und der Mining-Schwierigkeit entstand schon bald der erste offizielle Mining-Pool namens Slush (ursprünglich bitcoin.cz, später Braiins). Dabei wurden Rechenleistungen kombiniert, gemeinsam nach Blöcken gesucht, die Block -Belohnung aufgeteilt und somit regelmäßige Einkommen für die Miner ermöglicht. Doch die Anforderungen an das Bitcoin-Protokoll sind dadurch komplexer geworden, was zur Entwicklung des ersten Mining-Protokolls namens Stratum führte, das zur Kommunikation zwischen Minern und den Pools diente.
Obwohl Stratum zum Standard der Mining-Pools wurde, kritisierten viele Bitcoin-Anhänger die zentrale Kontrolle beziehungsweise die dominante Stellung der Mining-Pools. Die Pool-Betreiber treffen Entscheidungen, die alle Miner betreffen , und können die Blöcke so konstruieren, wie sie es wollen – ohne die Miner zu involvieren. Der Auswahlprozess der Transaktionen wurde zentralisiert und eine Zensur von Blöcken wäre theoretisch möglich, zum Beispiel im Rahmen der Regeln des Office of Foreign Assets Control. Die Pool-Betreiber hätten durch die ökonomischen Anreize eigentlich kein Interesse, dem Netzwerk zu schaden. Die Miner können zudem innerhalb von Sekunden den Pool wechseln, wenn der Pool entgegen den Interessen der Miner agieren würde. Trotzdem verbreitete sich zunehmend die Sorge, dass die Macht in nur wenigen großen Pools konzentriert sein würde und dies die Prinzipien von Bitcoin untergraben könnte.
Der Optimierungsbedarf von Stratum führte im Jahr 2019 schließlich zum Stratum-V2-Protokoll, bei dem die Effizienz und Sicherheit erhöht wurden und die Miner wieder mehr Mitspracherecht bekamen.
Die Bezahlung der Miner
Für die Bezahlung der Miner nutzen die meisten Mining-Pools weiterhin ein System, bei dem die Block-Belohnung an den Pool ausgezahlt und dann an die Miner verteilt wird (Full Pay Per Share). Die Pools agierten somit als Vermittler zwischen der Bitcoin-Software und den Minern, die dadurch einem Gegenparteirisiko ausgesetzt waren. Durch KYC -Verfahren (Know Your Customer) der Mining-Pools besteht dabei auch die Gefahr, die Hashrate leichter lokalisieren zu können.
Es gab in den ersten Jahren des Bitcoin-Netzwerks jedoch auch einen dezentralisierten non-custodial Pool – den Eligius-Pool, der Vorgänger von OCEAN. Eligius nutzte ein anderes Belohnungssystem (Transparent Index of Distinct Extended Shares), wobei die Bezahlung der Miner direkt durch das Bitcoin-Netzwerk in der Coinbase- Transaktion erfolgte. Der Eligius-Pool koordinierte lediglich die Aufteilung. Im Jahr 2017 stellte Eligius seinen Betrieb jedoch ein.
Mit neuen Namen und Unterstützung gründete sich im Jahr 2023 schließlich der OCEAN-Pool, der sich die Dezentralisierung des Bitcoin-Minings auf die Fahne geschrieben hat und den großen Pools die vermeintliche Kontrolle entreißen will. Dabei setzte OCEAN zunächst auf Transparenz bei den durch den Pool erstellten Blöcken, was jedoch auch zu einigen Kontroversen und Diskussionen über die Zensur bestimmter Transaktionen führte – Blocktrainer.de berichtete . Mit der Präsentation des neuen DATUM-Protokolls hat sich diese Diskussion jedoch weitgehend erledigt.
OCEANs DATUM
OCEAN hat Stratum V2 für nicht ausreichend eingestuft, da es auf der zentralisierten Struktur von Stratum aufgebaut ist, die es teilweise ineffizient macht und weitere technische Herausforderungen problematisch erscheinen lassen soll. Deshalb hat OCEAN das Protokoll namens DATUM von Grund auf neu entwickelt.
DATUM steht für Decentralized Alternative Templates for Universal Mining (z. Dt. Dezentrale alternative Vorlagen für universelles Mining). Das Protokoll erlaubt es jedem, die eigenen Blockvorlagen mit der eigenen Bitcoin- Node zu erstellen, während der OCEAN-Pool lediglich die Auszahlungsaufteilung der Coinbase-Transaktion koordiniert. Solo-Miner können Mining betreiben, ohne dass Dritte einen Server für sie einrichten müssen. Für die Installation von DATUM und die Einrichtung des Gateways muss die Node jedoch über mehr Leistung verfügen als die herkömmlichen Nodes.
Introducing: 𝗗𝗔𝗧𝗨𝗠
— OCEAN (@ocean_mining) September 29, 2024
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It’s happening. pic.twitter.com/HVi7URBfSm
Diese dezentrale und non-custodial Art und Weise des Pools wird bisher von keinem anderen Pool oder Protokoll geboten. Als zusätzlichen Anreiz erlässt OCEAN den DATUM-Minern die Hälfte der Pool-Gebühren.
[DATUM] bietet Stabilität auf Unternehmensebene, hohe Effizienz und echte Dezentralisierung – und das alles unter Beibehaltung der von Stratum V2 eingeführten Sicherheits- und Verschlüsselungsstandards.
Auszug aus der DATUM-Präsentation
Mit DATUM reduziert sich das Risiko der Miner und die Auswahl der Transaktionen gelangt wieder in ihre Hände, ohne dass sie auf die Vorteile eines Pools – das heißt die gleichmäßigen Auszahlungen – verzichten müssen.
Wenn große Pools Transaktionen von bestimmten Entitäten zensieren würden, würde Bitcoin seine Legitimität verlieren. DATUM wurde entwickelt, um dies zu verhindern und die Macht wieder in die Hände der einzelnen Miner zu legen, die sowohl die Nodes als auch die Mining-Hardware betreiben.
Auszug aus der DATUM-Präsentation
Auf diese Weise könnten Miner auch Transaktionen priorisieren und ihre Aktivitäten für bestimmte Zwecke nutzen.
So könnte beispielsweise ein Land wie El Salvador seine Mining-Ressourcen einsetzen, um seine Bürger mit niedrigeren Gebühren und bevorzugtem Zugang zu Blockspace zu unterstützen.
Auszug aus der DATUM-Präsentation
Somit befähigt DATUM die Bitcoin-Miner, genau die Blöcke zu erstellen, die sie gerne erstellen würden. Aufgrund der genannten Vorteile bezeichnet OCEAN das neue Mining-Protokoll auch als den nächsten Schritt in der Entwicklung von Bitcoin. Damit soll sichergestellt werden, dass „das Netzwerk in den Händen von vielen bleibt, nicht von wenigen“.
Fazit
Das neue DATUM-Protokoll gibt den Minern die direkte Kontrolle über das Block-Design zurück und fördert den dezentralen Charakter von Bitcoin. Für die Auszahlung an die Miner dient der DATUM-Pool beziehungsweise OCEAN nicht als zentrale Verwahrstelle und Mittelsmann, sondern einzig und allein als Koordinator für die Aufteilung der Coinbase-Transaktion.
Theoretisch könnte OCEAN die Block-Templates der Miner dennoch ablehnen, was jedoch den eigenen Grundsätzen widersprechen würde. Zumindest wird mit DATUM eine Lösung für die vermeintliche Zentralisierung des Bitcoin-Netzwerks durch Mining-Pools geboten, wodurch sich der entsprechende Diskurs endlich verändern könnte.
Wir können gespannt auf die Auswirkungen von DATUM blicken und auf weitere Entwicklungen von OCEAN warten, welche die Dezentralisierung des Bitcoin-Minings weiter vorantreiben – auch wenn die Zentralisierungssorgen aufgrund der Mining-Pools generell eher unbegründet sind.
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